1.LitBlog Convention

Am 4. Juni war es soweit, fünf Kölner Verlage haben zur ersten LitBlog Convention eingeladen. Tickets gab es für rund 150 Blogger, die kurz nach der Leipziger Buchmesse online verkauft wurden. Rasend schnell waren diese Tickets vergeben, ich habe auch eines ergattert und daher möchte ich heute mal außer der Reihe keine Rezension schreiben, sondern berichten, wie diese Convention ablief und wie sie mir gefallen hat.

Veranstalter der Bloggerkonferenz waren die Verlage Bastei Lübbe, Dumont, Dumont Kalenderverlag, Kiepenheuer & Witsch und Lyx/Ink Egmont. Veranstaltungsort war der Bastei Lübbe Verlag in Köln. Ziel des Ganzen war ein Angebot an Seminaren und Workshop rund um das Thema Verlag und/oder Autor. Es stand also weniger der Blogger im Mittelpunkt, sondern eher der Verlag. Neben Austauschen der Blogger untereinander, sollte so auch die Bühne zur Präsentation der eigenen, neuen Inhalte genutzt und praktischerweise der persönliche Kontakt zu den Bloggern hergestellt werden. Ein wenig war den Verlagsmitarbeitern die Angst anzumerken, wer denn da ihr Haus stürmt und wie das ganze verlaufen wird. Ich denke aber, wir haben uns alle benommen (dürfen wiederkommen?) und haben neben informativen Gesprächen, uns alle amüsiert.

Start der Veranstaltung war 13 Uhr. Hier gab es erstmal ein gemütliches Ankommen, jeder verpasste sich ein Namensschild und bekam eine Goodiebag. 20160605_092639Die war tatsächlich prall gefüllt mit Büchern und lässt einen buchliebenden Menschen sofort happy sein. Ich habe allerdings alle beneidet, die mit dem Auto direkt bis zum Verlag gefahren sind. Die konnten ihr schweres Gepäck schnell loswerden. Mit der Zeit wurde die Tasche nämlich doch ganz schön schwer – eine Ausgabe gegen Ende der Veranstaltung hätte ich daher etwas besser gefunden.

Im Foyer gab es zunächst Erfrischungsgetränke und natürlich KAFFEE. Der momentan auf Buchveranstaltungen immer wieder begegnende NetGalley Kuchen durfte ebenso hier nicht fehlen. Nach dem ersten Beschnuppern oder freudigem Wiedersehen wurde gegen 13:45 Uhr eine kurze Eröffnungsrede gehalten.

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Goodbag Zugaben (Tee, Wandsticker, Seedballs)

Hier stohlen sich dann die ersten schon Richtung Treppenhaus, denn bei allen Seminaren galt das Prinzip, wer zuerst da ist, der hat einen Platz. Vorab, ich habe alle Seminare, die ich wollte, besuchen können. Aber es war schon stressig, immer innerhalb von 15 Minuten im nächsten Raum zu sein und dort den Platz zu sichern. Somit gab es eigentlich in den 4 Stunden kaum wirkliche Pausen. Zudem waren die Räume für 20 Personen sehr klein, zusammen mit dem leider schwülen Wetter gab es wenig Luft. Das war aber schon fast der einzige Kritikpunkt. Es war definitiv ein Erlebnis, das Verlagshaus völlig frei betreten zu können und einfach Verlagsluft schnuppern zu können. Alle anwesenden Mitarbeiter waren begeistert, motiviert und super freundlich. Ich habe dann vier Seminare besucht – diese möchte ich euch gern im Einzelnen vorstellen. Mein Fokus lag bei der Auswahl der Seminare auf das Verlagswesen. Mich hat interessiert, wie hinter den Kulissen ein Buch ensteht und was die neuesten Trends sind. Angefangen von Entstehung von E-Books, über Lizensverkauf, Coverfindung bis hinzu zu der Frage, was macht das Geschäft mit Kalendern reichte dabei mein Programm.

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Goodiebag Bücher

Einzelheiten hier:

„Wir wollen Unterhalten-von der Idee bis zum fertigen Ebook-ein Blick hinter die Kulissen des Digitalen Tagegeschäfts“/Bastei Lübbe

Sprecher: Melanie Adler, Leiterin Digitales Management; Sandra Becker, Digital Key Account Manager; Stephan Trinius, Projektmanager Ebook

BasteiEntertainment ist der Ebook-Bereich von Bastei Lübbe. Hier werden nicht nur die Ebooks zu den Printbüchern erstellt, sondern sowohl Manuskripte nur als Ebook herausgebracht als auch eigene Ebookideen und Umsetzungen forciert. Da ich selbst Ebooks nur selten lese, war mir nicht bewußt, dass auch Verlage viele Romane nur als Ebook herausbringen.  Ich hatte das immer mit den Self-Publishern verbunden. Bastei Entertainment veröffentlicht rund 700 Titel im Jahr. Dabei werden Nischen wie etwa Westernromane ebenso bedient wie New Romance. Ebook Serien entwickelt der Verlag auch selbst. Dabei entwerfen die Projektmanager eine Idee, arbeiten das Konzept soweit aus, das Charaktere festgelegt sind, die grobe Handlung, Spielort etc. Dann wird entsprechend dazu ein Autor gesucht. Diese schreiben ein Probekapitel und dann wird entschieden, wer den Roman schreiben „darf“. Am Beispiel von „different boys“ -einem Gay-Roman um Zwillinge, IMG_9550bei denen einer die große Liebe , der andere nur Sex sucht – wurde der Entstehungsprozess der Ebooks dargestellt und der anschließende Vertrieb. Der Vertrieb erfolgt Zielgruppenorientiert und in dem Fall passend zum CSD. Die Werbung wurde über verschiedene Social Media Kanäle, Printmedien für Schwule, einer Kooperation mit dem Kölner Express und offline Werbung direkt bei CSD in Köln durchgeführt. Mein Genre ist der Roman definitiv nicht, die Leseprobe hat mich schon nach wenigen Sätzen gegruselt, aber das ist eben einfach nicht mein Ding. Grundsätzlich werde ich aber mal Stöbern gehen bei den Ebooks, da es manche auf diesem Weg ja auch in den Print schaffen und vielleicht das eine oder andere lesenswerte Schätzchen verborgen ist.

Bücher Auf weltreisen -wieverkauft man einen Roman nach Island – und was wird dort aus ihm? / kiepenhauer & Witsch

Sprecherin: Aleksandra Erakovic, Lizenzabteilung Kiepenheuer & Witsch

Eine sehr kurzweilige, unterhaltsame Runde gab es dann mit Aleksandra Erakovic. Sie hat aus ihrem Alltag im Lizenzgeschäft geredet und tatsächlich so ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert. Das sie während der Frankfurter und Londoner Buchmesse halbstündlich Termine hat und an die 70 Termine insgesamt durchsteht, glaubt man ihr sofort, denn sie redet gern. Man kann ihr aber dabei gut zuhören 🙂 Dominant ist im Lizenzbereich die englische Sprache, so das die Kurzzusammenfassung von Romanen fast immer in Englisch den ausländischen Verlagen zur Verfügung gestellt wird. Manchmal werden auch erste Probekapitel übersetzt. Ziel ihrer Arbeit ist es, um möglichst viele Lizenzen zu verkaufen,  aus der Masse der anderen herauszustechen. Dies gelingt unter anderem durch sehr persönliche Zusammenarbeit mit den einzelnen Lektoren. So sollte ein Lektor möglichst nur das vorgeschlagen bekommen, was er mag bzw. ins Verlagsprogramm passt – eigentlich logisch, oder? Aber in der Praxis mit wechselnden Mitarbeitern und der Entfernung sicherlich nicht immer einfach. Am Ende ihres Vortrages stand ein kleiner Ausflug in die Covergestaltung der verschiedenen Länder. Über Geschmack kann man ja nicht streiten und so haben die verschiedene Länder/Märkte eben ihre eigenen Cover -manchmal in Rücksprache mit Autor/Verlag, manches Mal ohne – quasi als Überraschung (hängt vom Vertrag ab). Ein Beispiel war das Buch „Der Geschmack von Apfelkernen“ von Katharina Hagena:

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Während die griechische und sehr erfolgreiche französische Ausgabe im ähnlichen Stil wie die deutsche Ausgabe sind, ist die englische mit einem Fotocover deutlich weniger verspielt. Die chinesische Ausgabe setzt komplett auf graphische Elemente (oben rechts).

Feel Free to Judge a book by its cover! – von de vigan über wolitzer bis houllebecq – Das Dumont Herbstprogramm auf den zweiten blick /dumont buchverlag

Sprecher: Imke Schuster, Vertriebs-und Marketingleiterin; Antonia Marker, Lektorin

Bei der Frage, wie ein Cover entsteht und welches Cover letztlich ausgewählt wurde, ging es sehr aktiv zu. Die beiden Sprecherinnen haben eine sehr unterhaltsame Runde gestaltet und uns endlich auch die Möglichkeit zum Stehen gegeben. Rund um den Tisch wurden einzelne Coverideen fröhlich diskutiert und verworfen – so wie dies bei den Coverkonferenzen im Dumontverlag sonst eben der Fall ist. Die Coverentwürfe kommen meist von einer kleinen Grafikagentur aus Köln, die sich sehr gründlich in das jeweilige Buch einarbeiten und somit nah am Inhalt agieren können. Das Coverbriefing an die Agentur wurde am Beispiel von J.L.Carr „Ein Monat auf dem Land“ uns vorgestellt. Hier sind Informationen über den Buchinhalt, die Zielgruppe, fünf vergleichbare Titel, die Schlagwörter und die Richtung, in die das Cover gehen soll, angegeben. Das Cover dieses Buches sollte das Grundgefühl: erzählerisch, atmosphärisch, Lebensgefühl, moderner Klassiker und ruhig anstreben. Im Farbton hell, der Illustrationsstil grafisch, eventuell abstrakte Naturdarstellung. Das Buch selbst ist im schmaleren Format und hat einen sehr hochwertigen Leinenumschlag bekommen. Die Entwürfe waren teilweise schon sehr ähnlich, die Ausschlusskriterien von Seiten der Blogger aber letzlich ähnlich denen der Verlagsleute. Das finale Ergebnis ist sehr gelungen und stach aus den Entwürfen als originellster hervor. Zwei weitere Coverrunden folgten – unter anderem zu Delphine de Vigan: „Nach einer wahren Geschichte“. Die finalen Cover:

Carr_Ein Monat auf dem Land Delphine de Vignan_Nach einer wahren Geschichte

und es gibt sie immer noch…kalender auf papier – trotz digitaler konkurrenz sind kalender aus papier nicht totzukriegen. im gegenteil /dumonet kalenderverlag

Sprecher: Anette Philippen, Geschäftsleiterin Dumont Kalenderverlag; Claudia Nöllig-Schweers, Senior Editor

Mein letztes Seminar war über den Kalenderverlag von Dumont. Da zeitgleich Frank Schätzing im Gespräch mit seinem Verleger war, war dieses Seminar nur wenig besucht. Schätzing hätte man vielleicht am besten separat laufen lassen – es war schon schwierig, sich zu entscheiden. Gelohnt hat sich aber der Abstecher in die Kalenderbranche allemal und der Vortrag der beiden Sprecherinnen war sehr informativ. Kalenderprogramme bewegen sich zwischen Tradition und Trends. So gibt es traditionelle Kalender, die seit vielen Jahren fast unverändert aufgelegt werden. Selbst kleinste Änderungen entgehen den Stammkäufern nicht und werden tatsächlich manchmal „reklamiert“. Die Außenmaße der Klassiker werden aber immer beibehalten. Kleine Änderungen, Optimierungen gibt es bei fast allen Kalendern, so auch bei dem Goldenen Kunstkalender, den es bereits seit über 55 Jahren gibt. Mittels Beileger werden dem Käufer die Neuerungen erklärt, was ganz klar darauf schließen lässt, das der Kalender einer für Wiederholungskäufer ist. Ebenso der „Dumonts neuer Küchenkalender“ – ein absoluter Bestseller – der tatsächlich von einer Fotografin exklusiv beliefert wird. Diese lebt in Irland und baut ein Jahr zuvor die entsprechenden Lebensmittel in ihrem Garten an, fotografiert diese und sendet dem Verlag rund 15 fertige Bilder aus denen dann der Kalender entsteht. Hier war eine hohe Zufriedenheit von Seiten des Verlages herauszuhören. Sicherlich ist so ein Entstehungsweg einfacher als aus mehreren hundert Bildern das passende auszwählen, wie es für andere Kalender aus dem Programm getan wird. Trends werden zusätzlich zu den traditionellen Kalendern umgesetzt und berücksichtigen dabei die neuen Sehgewohnheiten wie auch die neuen Formate. Ich war sehr begeistert vom Wochenkalender in Zusammenarbeit mit Chefkoch, dem Secret Place 2017 Ausmalkalender, Sprüche im Quadrat 2017 und Tagträume 2017 Kalender. Vor allem Design vom Typokalender und auch Tagträumekalender sind sehr modern und heben sich vom Standardkalendern ab. Einen Klassiker, den ich am liebsten sofort unter den Arm geklemmt hätte, aber aufgrund des Wetters leider nicht trocken nach Hause gebracht hätte, ist der DuMont Art 2017 Posterkalender. Moderne Kunst im großen Maß, jeder Monat ein neues Highlight an der Wand. Definitiv auf meiner Wunschliste 🙂

Hier ein paar Impressionen vom Tagträume Kalender:

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In der Goodiebag war auch der „Büdchenkalender 2017“ enthalten. Ein sehr lokal auf Köln orientieres Produkt mit dem ich selbst leider eher wenig anfangen kann. Aber das Format beider Kalender – Dumonts Quadrat Format – finde ich super für über den Schreibtisch. Das Kalendarium ist auch völlig ausreichend.

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Das Kalenderprogramm ist definitiv wert, es zu durchstöbern. Hier gibt es sehr viele, sehr schöne Kalender in unterschiedlichsten Formate und für alle Zielgruppen. Das eine oder andere Weihnachtsgeschenk ist hier gesichert! Die Typokalender könnten vor allem bei der jüngeren Zielgruppe sehr gut ankommen, sind doch nicht nur die Sprüche relativ unverbraucht sondern auch das Design sehr ansprechend. Ich gehe jetzt einen Platz für die Tagträume suchen!

Fazit:

Viel erlebt, viel neues gehört, viel mitgeschleppt 🙂 Ich fand es eine rundherum gelungene Veranstaltung, ganz kleine Kritikpunkte wie Raumkapazität sind zu verschmerzen. Das Abendessen und die Party habe ich leider nicht mehr mitgemacht, da ich zum einen zu kaputt war von vier Stunden Dauerprogramm und zum anderen meine Familie mit nach Köln gebracht hatte und denen der Abend gehörte. Bis zum nächsten Mal!!!

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