Charlotte Link: Die Betrogene

In Charlotte Links neuem Kriminalroman „Die Betrogene“ ist Kate Linville die Hauptperson und damit auch die sich als Betrogene fühlende. Nachdem ihr Leben eher farblos und in ruhigen Bahnen verlaufen ist, wird ihr Vater- ein ehemaliger Polizist – grausam ermordet. Die Polizei vor Ort scheint im Dunklem zu Tappen, so dass sie als Tochter und Polizistin bei Scotland Yard in ihr Elternhaus zurückkehrt und mit den Ermittlungen beginnt. Im Laufe dieser geschehen weitere Morde und die Vergangenheit ihres Vaters entpuppt sich als nicht ganz so makellos wie angenommen. Kate fühlt sich daher von ihrem Vater getäuscht und betrogen. Sie macht sich auf die Suche nach dem Mörder und dem Grund der Rache. Der zunächst für die Polizei Hauptverdächtige verübt  in einem zweiten Schauplatz mehrere Verbrechen und wird so zu einer interessanten Nebengeschichte.
Spannung ist -fast wie bei Charlotte Link gewohnt – zweifelsfrei vorhanden. Die Geschichte lässt sich trotz der gut 640 Seiten schnell lesen und hat nur an einigen wenigen Stellen Längen. Die „Zweitgeschichte“ um den Hauptverdächtigen ist in sich schlüssig und stellenweise fast noch spanndender als die eigentliche Frage nach dem Mörder von Kates Vater. Alle Charaktere werden mit einer Biographie versehen, die ihr Handeln logisch erscheinen lässt und die die Sympathie des Lesers eindeutig zu den „Guten“ leitet. Jeder der Handelnden hat sein Päckchen zu tragen – wie eben auch im richtigen Leben. Dabei werden aber die Charakteristik und die Probleme nicht unendlich ausgewalzt, sondern bleiben immer nur Bestandteil für das Handeln der Personen. 
Der Grund für die Morde wird langsam aufgedeckt und man kann sehr lange miträtseln. Mir schwante ein Teil des Grundes schon recht bald, wer aber dahinter steckte, blieb mir auch recht lang verborgen, so dass Spannung bis fast zur letzten Seite herrschte. Der Showdown war ein wenig typisch für Rettung in letzter Sekunde und wirkte daher leider etwas unglaubwürdig.Gut fand ich, dass nach dem Showdown noch einmal der Fortgang erzählt wurde und der Grund für die Morde zusammengefasst wurde. Sicherlich brauchte es das nicht wirklich, aber es gibt einen schönen Abschluss.
Die ganze Story ist gut durchdacht, lebendig und nur mit einigen kleinen Längen z.Bsp. als ausführlich der Ermittlungsstand diskutiert wird.
Ich habe es sehr gern und schnell gelesen und finde es durchaus empfehlenswert.
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