Ein Kriminalroman mit sehr viel Lokalkolorit – wie der Titel ja schon quasi verrät – ist „Spreewaldtod“ von Christiane Dieckerhoff. Polizistin Klaudia Wagner wurde vom Ruhrgebiet in den Spreewald versetzt und ermittelt dort nun mit ihrem Kollegen Demel, den sie offenbar aufgrund früherer Ereignisse nicht sonderlich mag. Die beiden werden mit dem Tod eines Gurkenerntehelfers aus Rumänien konfrontiert. Zunächst führen die Spuren in Richtung Ausländerfeindlichkeit, aber auch die Frage, ob die rumänischen Erntehelfer untereinander Streit hatten oder ob der Bio Bauer, der aus Berlin auf den elterlichen Hof zurückgekehrt ist, etwas damit zu tun hat, werden aufgeworfen. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen und erst als ein weiterer Mord geschieht, kommt Bewegung in den Fall.
Lange Zeit konzentriert sich das Ermittlerteam auf die Naziszene und auf die Beziehungen unter den rumänischen Erntehelfern. Nebenbei wird immer wieder das ominöse leerstehende Haus angedeutet, in dem etwas sehr Schlimmes der Hauptfigur Klaudia Wagner passiert sein muss. Die verschiedenen Gurkenbauern und deren Verhältnisse untereinander werden nur am Rande beleuchtet und der Täter kommt am Ende relativ überraschend mit einem großen Finale und Motiv, welches zwar logisch ist aber doch verblüffend.
Für mich war es das erste Buch von dieser Autorin und diese Rückandeutungen auf den früheren Fall („Spreewaldgrab“) waren zunächst anstrengend und unklar. Nach und nach wird deutlich, was damals geschehen ist mit Klaudia Wagner und man versteht einige ihrer Verhaltensweisen. Leider wird aber lange zuviel Wissen aus dem früheren Buch vorausgesetzt, so dass es für Neu-Leser schwierig ist, sich auf den Roman einzulassen. Es ist daher wahrscheinlich empfehlenswerter, mit Band 1 einzusteigen, um schneller in die Geschichte herein zu kommen. Es geht aber auch ohne, man braucht nur etwas länger und die ewigen Andeutungen sind nervig.
Die Grundidee des Kriminalromans ist durchaus interessant, die Umgebung des Spreewaldes war für mich neu und ich habe vieles dazu gelernt. Leider steht aber die Polizistin Klaudia Wagner sehr stark im Vordergrund und all ihre Geschichten – seien sie nun aus der Vergangenheit oder Gegenwart. Die Geschichte verliert daher immer wieder an Spannung und ich habe mich dann doch etwas durchschleppen müssen, um den Mörder zu finden. Die Auflösung war für mich das Highlight, da es nicht zu erwarten ist und das eigentliche Motiv ganz anders ist als das, was man als Leser die ganze Zeit tippt. Wer Lokalkolorit mag und viel Beiwerk in einem Roman, der kommt hier auf seine Kosten, wer Spannung zum Nägelkauen sucht, eher nicht. Für mich lesenswert, aber leider nichts, was groß hängenbleibt und beeindruckt.