Lange habe ich überlegt, dieses Buch zu lesen. „Altes Land“ von Dörte Hansen wurde so viel zitiert, rezensiert und gelobt, dass man fast nicht daran vorbei kommt. Ich habe es in relativ kurzer Zeit durch gelesen, aber fesseln oder gar begeistern, konnte es mich leider nicht.
Die Geschichte ist für meinen Geschmack mit zu wenig Inhalt und zu vielen Klischees. Es ist langatmig und mir blieb ein wenig verborgen, was genau mir dieses Buch erzählen möchte.
Im Mittelpunkt steht das Haus von Ida Eckhoff auf dem Land, in das vor vielen Jahren eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter geflüchtet ist, kommend aus Ostpreußen. Von den Einheimischen wurden sie als ‚Polacken‘ und Gesindel beschimpft. Idas Sohn Karl jedoch verliebt sich in die Mutter und so wird Hildgard die Schwiegertochter – sehr zum Ärgernis von Ida Eckhoff. Jahre später verlässt Hildegard Karl und ihre Tochter Vera und zieht zu einem neuen Mann nach Hamburg. Die Halbschwester wird geboren. Vera besucht ihre Mutter immer in den Ferien – später kommt auch die Halbschwester zu Besuch auf den Hof. Die Jahre vergehen und Vera Eckhoff erbt das große alte Haus. Aber als das ehemalige Flüchtlingskind gehörte selbst nie wirklich zur Dorfgemeinschaft. Auch als sie die örtliche Zahnärztin war, blieb sie fremd. Parallel wird die Geschichte von Anne und ihrem kleinen Sohn aus Hamburg erzählt. Diese flieht nach Trennung von ihrem Mann zu ihrer Tante auf den Hof – und wieder ist eine Geflohene im Alten Land. Die Geschichte wiederholt sich also.
Angereichert wird die ganze Geschichte mit vielen kleinen Anmerkungen, Lästereien, Plaudereien. Man muss wohl die Fluchtproblematik aus Preußen kennen, um es nachzuempfinden können. Für mich war es quasi ein neues Thema und da fehlten dann einfach Hintergründe und Zusammenhänge. Die Geschichte um Anne und Hamburg besteht im Wesentlichen aus den Themen: verwöhnte Mutter, verwöhnte Kinder, Stories aus dem Kindergarten und frühkindliche Musikerziehung. All das wird klischeehaft beleuchtet und durch den „Kakao gezogen“. Auch das Westerkamp und seine Frau sich als Städter im Alten Land versuchen, einzuleben und sich selbst zu verwirklichen, scheint nur als Klamauk herzuhalten. Und Ökobauern betrügen schon mal per se…
Sicherlich, gerade die Geschichten über die musikalische Früherziehung, die Ökobauern und die Städter auf Selbstfindungstripp sind komische und skurrile Elemente. Man kann schon schön schmunzeln. Im Gegenzug aber gibt es das tragische, bewegende Geschehnis der Flucht aus Preußen und der Ablehnung der Dorfgemeinschaft über Jahrzehnte dieser Flüchtlinge. Dies berührt, mir hat nur leider der Tiefgang und v.a. am Ende der Bogen zur erneuten Flucht – diesmal aus anderen Gründen – gefehlt. Mir blieb leider der Sinn des Buches verwehrt. Es ist nett zu lesen, liest sich auch recht schnell weg, aber mein Herz hat es leider nicht berührt so wie so viele andere. Es war nicht mein Buch.