Mein Lieblingsbuch war viele Jahre der Erstlingsroman „Die geheime Geschichte“ von Donna Tartt. Umso trauriger war ich, dass es kein neues Buch gab. Tatsächlich hat sich die Autorin aber einfach nur viel Zeit gelassen (mir kommt spontan Walter Moers in den Sinn bei dem ich ähnlich auf die Fortsetzung fiebere). Nur alle 10 Jahre veröffentlicht Donna Tartt einen Roman.
In den neuen, dritten Roman „Der Distelfink“ bin ich zunächst nur schwer rein gekommen. Die Fesselung war irgendwie nicht von Anfang an gegeben. Da hieß es also erstmal durchhalten, was sich aber sehr gelohnt hat. Erzählt wird die Lebensgeschichte von Theodor Decker. Nach der Trennung seiner Eltern lebt Theodor mit seiner Mutter in New York. Eines Tages sind beide auf den Weg zur Schule für eine Besprechung mit Lehrern/Direktor, da Theodor mit einem Freund beim Rauchen auf dem Schulhof gesehen wurde. Auf dem Weg dahin machen Sie einen kurzen Abstecher in eine Kunstausstellung, um einige seltene Bilder anzusehen. Unter anderem auch das Bild „Der Distelfink“ von einem niederländischen Maler. Während Theordor sich dieses Bild noch ansieht, geht seine Mutter kurz Richtung Museumsshop. Es erfolgt ein Anschlag auf das Gebäude und die meisten Besucher sterben – so auch Theodors Mutter. Er kann leicht verletzt „fliehen“ und nimmt dabei das Gemälde vom Distelfink an sich. Dieses Bild wird ihn vortan begleiten auf seinem Weg – von Pflegefamilie, seinem Vater in LasVegas, bei seiner Arbeit im Antiquitätenladen…Wie sehr dieses Bild sein Leben beeinflussen wird, wird erst im Laufe des gut 1000 Seiten langen Buch klar und es erfolgen einige spannende Wendungen.
Der Leser wird mitgenommen auf eine Reise quer durchs Land und durch die Gefühle von Theodor. Trotz der Dicke des Buches ist es an keiner Stelle langatmig, sondern immer wieder spannend und detailreich. Es gibt lustiges und trauriges, schockierendes aber auch überraschendes. Also eine sehr gute Mischung von allem. Donna Tartt schafft es beeindruckend, einem zu zeigen, wie schnell ein Leben in andere Bahnen geraten kann, vom geraden, langweiligen Weg weg hin zu einem immer kriminelleren Leben. Man fiebert als Leser mit Theodor mit und wünscht sich geradezu, dass ihm Gutes widerfährt. Das Buch ist sicherlich keine leichte Kost, aber leicht und flüssig zu lesen, so dass einem die Dicke nicht abschrecken sollte.