Ein langer Titel, der versucht alle Themen des Buches und die Dramatik einzufangen: „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod.“ Der Schnee ist das zentrale Element, nicht nur auf dem Cover, sondern im Buch selbst spielt das Gefangensein im Schnee, Lawinen und der Tod in den Lawinen eine wesentliche Rolle.
Ein Amerikaner namens John Miller reist als alter Mann noch einmal nach Wien. Er möchte einer Geschichte nachgehen, die sich 1950 in einem kleinen Alpendorf abgespielt hat. Warum er das möchte, ist lange Zeit völlig unklar und wird erst am Ende des Buches offenbart. Für mich war das aber gar nicht die zentrale Frage, die mich während des Lesens beschäftigt hat. Eher die eigentliche Geschichte um Max Schreiber, der sich als junger Historiker 1950 in das Alpendorf begibt, um einer Hexenverbrennung von 1856 (Sigh: Feuer aus dem Buchtitel!) nachzuforschen, interessiert einen als Leser und vermag durchaus zu fesseln.
Max Schreiber steht zunächst als Außenstehender der Dorfgemeinschaft gegenüber und gewinnt nur langsam deren Vertrauen. Je mehr die Menschen Richtung Winter zusammenrücken, je mehr wird auch Schreiber akzeptiert und in den Dorfalltag integriert. Dies ändert sich schlagartig, als Max Schreiber der stummen Maria begegnet und sich hoffnungslos verliebt. Leider hat es auch Georg Kühbauer, ein Dorfbewohner schon lange auf Maria „abgesehen“ und so entsteht ein Konkurrenzkampf. Das Dorf hält sofort fest zu Georg, obwohl Maria sich augenscheinlich etwas anderes wünscht und Max Schreiber ist erneut isoliert. Der Winter bricht mit all seinen Gefahren über das Dorf, die Dramatik beginnt.
Die Geschichte Schreibers erfährt J. Miller und der Leser aus dessen Tagebuch. Schreiber notiert die Ereignisse und wechselt manches mal etwas wirr die Perspektiven. Er spricht von sich häufig in dritter Person, was schon kurios zu lesen ist. Der Sprachstil v.a. des Tagesbuchsteils, der den Hauptteil des Buches einnimmt, ist sehr komplex. Schachtelsätze sind an der Tagesordnung und machen das Lesen sehr mühsam. So manches Mal habe ich das Buch genervt zur Seite gelegt, obwohl die Dramatik und Spannung der Geschichte durchaus Potential zum Dranbleiben hat. Die winterliche Dorfwelt und das Ausgrenzen des jungen Historikers wird sehr bildlich dargestellt und man fühlt mit mit dem verliebten Schreiber. Die ganze Atmosphäre im Dorf ist bedrückend und man fragt sich, warum reist er nicht einfach ab (Schreiber selbst fragt es sich zum Glück auch selbst). Aber dann ist da eben wieder Maria und die Liebe.
Als Nebengeschichte erfährt man Details aus dem jetzigen Leben von J. Miller, dessen Ehefrau und sein Leben in den USA. Dies wird nur angegrissen und gibt erst am Ende bei der Auflösung einen Sinn. Diese macht das ganze Buch rund und hat mich mit den Längen und schwierigem Text etwas versöhnt.
Gerhard Jäger ist mit seinem Roman ein solides Buch gelungen, welches die Atmosphäre eines Alpendorfs im Winter fühlbar macht. Sprachlich ist es nicht einfach zu lesen, aber durchaus ein Genuss. Die Geschichte lohnt sich zu Ende zu lesen, da es eine kleine Überraschung am Ende bereit hält. Für Leser, die sich ein ruhigeres, aber doch spannendes Buch mit schöner poetischer Sprache wünschen, eine Empfehlung. Für Actionhungrige aber definitiv nichts.