Kennt ihr das, wenn man möchte, dass ein Buch nicht endet, man es aber trotzdem rasend schnell liest? Genau das ist mir mit Jessie Burtons Roman „Die Magie der kleinen Dinge“ geschehen. Die Geschichte spielt 1686 in Amsterdam. Die junge Frau Pertonella wird mit dem älteren Handelsmann Johannes Brandt verheiratet. Sie entkommt damit der Armut ihrer Familie und hofft auf ein schönes Leben mit Ehemann und Kindern. Als sie zu ihrem neuen Zuhause kommt, wird sie sehr kalt begrüßt von der Schwester ihres Mannes. Sie gibt ihr das Gefühl, unerwünscht zu sein. Im Haus leben noch das Hausmädchen Cornelia und der Diener Otto. Ihr Ehemann glänzt mit Abwesenheit und wenn er daheim ist, lässt er Nella links liegen. Sie versteht die Welt nicht und bekommt, um bei Laune gehalten zu werden, ein Puppenhaus von ihm geschenkt. Dieses ist zunächst leer, aber schon bald erhält sie mysteriöse Sendungen mit Möbeln und Puppen von einer Miniaturistin zugesandt, die scheinbar die Zukunft voraussagen und auf ein Familiengeheimnis hindeuten.
Nella war mir von Anfang an sympatisch und ich habe mit ihr gelitten, als ihr die Kälte im Hause Brandt entgegenschlug und als das Geheimnis Johannes entlüftet wird, stockte auch mir der Atem. Die Geschichte entführt einen in das Amsterdam der Gilden und erzählt eine Geschichte voll Doppelmoral und der Macht des Geldes. Lange Zeit kann sich die Familie Brandt das Schweigen erkaufen und die Feinde in Schach halten. Bis eines Tages die Stimmung kippt und die Familie samt Nella mit in den Abgrund zu ziehen droht. Der Roman ist flüssig und spannend erzählt. Es gibt überraschende Wendungen und Enthüllungen, die Geschichte fesselt einen.
Für mich ein absolut großartiger Roman, der einen berührt und den man kaum aus den Händen legen kann. Eine sehr schöne Geschichte mit viel Gefühl, aber nur wenig Kitsch.