Nach „Bis an das Ende der Geschichte“ ist „Die Spuren meiner Mutter“ der zweite Roman, den ich von Jodi Picoult gelesen habe. Oder besser: verschlungen habe. Thematisch völlig anders, sprachlich und storytechnisch aber wieder Weltklasse!
Die dreizehnjährige Jenna sucht ihr Mutter Alice, die nach einem Unfall im Elefantenreservat verschwunden ist. Sie wendet sich an die Wahrsagerin Serenity und den Privatdetektiv Vergil Stanhope. Beide sollen ihr bei der Suche helfen. Zusammen begibt sich das ungleiche Trio in die Vergangenheit von Jennas Mutter und versucht herauszufinden, was damals geschah.
Wie bei Jodi Picoults Romanen fast immer wird die Geschichte aus Sicht von verschiedenen Personen erzählt und umfasst mehrere Jahrzehnte. Mutter Alice erzählt, wie sie zu ihrer Forschung über Elefanten kam, was sie alles beobachten konnte und wie sie letztlich im Elefantenreservat gelandet ist und ihre Tochter Jenna bekam. Jenna selbst lebt bei ihrer Großmutter seit dem Verschwinden der Mutter. Sie sucht schon seit Jahren nach Spuren ihrer Mutter im Internet und verfolgt jede Spur. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an das Medium Serenity. Von Serenity erfährt man die Geschichte ihres Lebens ebenso – wie sie als Kind anfing, mehr zu sehen als andere, zu Geistern sprechen konnte und letztlich damit viel Ruhm erlangt hat. Serenity verliert ihre Gabe auf dem Höhepunkt ihres Erfolges und fällt tief. Ebenso Vergil – ein gescheiterter Polizist, der sich als Privatdetektiv versucht.
Alle Figuren haben eine interessante und auch tragische Lebensgeschichte. Man kann sich sehr gut in alle hineinversetzen und man spürt förmlich die Verzweiflung von Jenna, nicht genau zu wissen, was mit ihrer Mutter geschah und warum sie sie allein zurückließ. Lediglich die Ausführungen von Alice sind an manchen Stellen etwas langatmig, da sie sehr, sehr viel über Elefanten erzählt. Vor allem darüber, wie Elefanten trauern. Dies ist durchaus interessant, aber eben für das Fortkommen der Story nicht unbedingt notwendig, so dass ich das eine oder andere Mal quer gelesen habe. Das eigentliche Highlight am Roman ist definitiv das Ende! Es ist so überraschend und verblüffend – ich habe es zweimal gelesen! Selbst die kleinen Längen über die Elefanten sind bei diesem Ende verzeihbar und das Durchhalten lohnt sich.
Es ist ein tragischer Roman, der sich gut lesen lässt, einen angenehmen Mix an Wechsel der Erzählweisen hat und gut unterhält. Ein wenig muss man sich auf die Geschichte um Serenity – der Wahrsagerin – einlassen und Fantasie beweisen. Wieder ein sehr empfehlenswerter Roman von Jodi Picoult – erschienen bei C. Bertelsmann.