Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner
Die Biographie über Joseph Lister, erschienen im Suhrkampverlag 2017, ist mir dieses Jahr auf der Buchmesse über den Weg gelaufen. Angesprungen hat mich ganz klar das geniale Cover, aber auch der Klappentext hat mein Interesse geweckt. Joseph Lister gilt als Begründer der hygienischen Chirugie und lebte zu einer Zeit im 19. Jahrhundert als von Sauberkeit oder gar Keimfreiheit in OP-Sälen noch nicht die Rede sein konnte.
In ihrem Buch beschreibt Lindsey Fitzharris sehr anschaulich – und damit ich meine ich wirklich SEHR – die Zustände in den Krankenhäusern in Großbritannien im 18. und 19. Jahrhundert. Diese detailreichen Erzählungen über die Operationsmethoden sind definitiv nichts für schwache Nerven, aber sehr anschaulich. Joseph Lister erkannte, dass die hohe Sterblichkeit nach Operationen vor allem aufgrund von Infektionen erfolgte, welche sich die Patienten während und nach der OP im Krankenhaus zuzogen. Er begann dies zu dokumentieren, zu forschen und selbst zu testen. Dabei hat er sehr viel gearbeitet, geforscht und hatte immer mehrere Anstellungen. Es gibt einen kleinen Exkurs im Buch zu seinem Privatleben – welches aber auch letztlich im Schatten seiner Forschung stand. Lister hat sehr gekämpft für seine Thesen und um Anerkennung.
Die Biographie ist gut zu lesen, perfekt recherchiert und mit Quellenangaben / ausführlichen Nachweisen versehen. Sicherlich lebt dieses Buch – wie auch die äußere Aufmachung schon andeutet – viel vom Grauen, dass damals in den Krankenhäusern herrschte. Aber es ist ebenso faszinierend zu sehen, wie Lister sein ganzes Leben dafür kämpfte, bessere Operationsmethoden und mehr Sauberkeit in die Krankenhäuser zu bringen. Eine großartige Biographie und gleichzeitig schockierend – dies ist eine sehr schöne Mischung und macht dieses Taschenbuch zu einer echten Entdeckung!