Wenn man dieses Buch in die Hände bekommt, muß man erstmal Mut beweisen, es zu öffnen bei diesem schrecklichen Titelbild. Warum sich Frau Benecke in so ein kindlichem verwischten Porträt präsentiert, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Es wäre aber sehr schade, das Buch nicht zu lesen nur aufgrund des – wie ich finde – schrecklichen Titelbildes.
Die Frage, warum Menschen morden und Psychopathen werden/sind, steht im Mittelpunkt des Buches. Ist man von Haus aus böse oder wird man erst böse. Anhand von mehreren realen Verbrechern wird hier nachgestellt, wie die Persönlichkeitsentwicklung von statten ging. Erschreckenderweise kommt auch oft die Kindheit ins Spiel und die Versäumnisse & Geschehnisse in selbiger. Die Erzählweise von Frau Benecke, die Therapeutin, Psychologin und Referentin ist, ist dabei durchweg spannend. Man möchte das Buch zu Ende lesen, auch wenn man kein Ende ersehnt wie bei Romanen. Für ein Sachbuch ist dies wirklich gut geschrieben und vor allem auch kurzweilig.
Die verwendeten Beispielen stammen größtenteils nicht aus ihrer eigenen Praxis – ein Manko – und sind teilweise auch allgemein bekannt. Ihr eigenes Beispiel aus dem Bekanntenkreis ist eher oberflächlich und mir wurde nicht so ganz klar, wieso sie zum Schluß kommt, dass er ein Psychopath ist. Sie vertritt zudem die These, dass in jedem ein bißchen Psychopath steckt und nur die meisten dies nicht „herauslassen“. Neben den Fallanalysen stellt sich Frau Benecke ausführlich selbst dar und beschreibt auch ihre harte Kindheit, die sie zu diesem Menschen werden lassen haben und diesen Job ausüben lassen. Dies ist ein wenig melodramatisch und unnötig, wenn man das eigentliche Ansinnen des Buches betrachtet.
Dafür, dass es als Sachbuch recht unterhaltsam und fließend lesbar geschrieben ist, bekommt es einen kleinen Daumen hoch, für die Selbstdarstellung und wenig wirklich selbst erlebte Praxis Beschreibung leider einen Minuspunkt. Ich würde es als lesenswert einstufen, mit kleinen Abstrichen und Überblättern von Seiten.