Es gibt so Rezensionen, die fängt man an, schreibt sie runter und fängt wieder an. Irgendwann kann man zufrieden sein oder eben auch nicht. Dies wird eine Rezension über ein Buch, dass ich nicht richtig fassen konnte. Ich weiß bis jetzt nicht, ob es mir gefallen hat, mich amüsiert hat oder es einfach langweilig war. Ich hatte mich auf dieses Buch sehr gefreut, nachdem ich von „Die Interessanten“ so begeistert war. „Die Ehefrau“ von Meg Wolitzer schaffte es damit also in meinen Lesestapel und ich habe es auch (tapfer?) durchgelesen.
Zum Plot: Protagonistin Joan Castleman – die Ehefrau – hat für ihren Mann Joe ihre eigene Karriere geopfert. Er erhält als erfolgreicher Schriftsteller einen Preis in Helsinki. Während des Fluges zur Preisverleihung rekapituliert Joan über ihr Leben und beschließt, es ist an der Zeit, ihren Mann zu verlassen. Meg Wolitzer lässt den Leser häppchenweise am Leben von Joan und Joe teilhaben. Angefangen vom Kennenlernen – Studentin-Professor-Konstellation – über das Kinder kriegen, Familienleben, dem Erfolg von Joe als Schriftsteller und die damit einhergehenden Affären. Man versteht recht schnell, warum Joan es satt hat und ihren Mann verlassen möchte.
Aber genau an der Stelle fragte ich mich wiederum, warum denn ausgerechnet jetzt? Warum reicht es ihr erst jetzt und nicht viele Jahre vorher. All die Demütigungen hat sie ertragen und nun will sie weg. Ein großes Geheimnis wird zudem angedeutet, aber man ahnt recht schnell, was damit gemeint sein wird. Die Autorin übt auf satirische Art und Weise Kritik an Frauen, die ihre eigene Karriere aufgeben und ganz in der Unterstützung ihres Ehemanns aufgehen. Sie versteht definitiv, dieses Klischee in „Die Ehefrau“ darzustellen. Mit Ironie und durchaus unterhaltend beschreibt Wolitzer andererseits den großen Schriftsteller und Mann als leidenden Künstler. Joe empfindet man recht schnell als armes Würstchen und mein Mitgefühl mit ihm hielt sich arg in Grenzen. Andererseits war mir auch Joan unsympatisch und ich ärgerte mich maßlos über sie, die absolut unemazipiert durchs 20. Jahrhundert stolpert. Ich hoffe, dass es so etwas real nicht gibt und hier nur arg überspitzt wurde (bin mir aber leider fast sicher, dass dem nicht so ist.)
Geschrieben ist die Geschichte nicht chronologisch, sondern immer in wechselden Episoden aus verschiedenen Zeiten. Die Kapitel sind relativ lang, so dass ein Unterbrechen schwierig ist, andererseits ist die Spannung aber eher mäßig. Man erhält Einblick in gut verborgene Abgründe in dieser Ehe. Es gibt einige Überraschungen, so dass man doch immer weiter liest, hoffend, auf die ganz große Story. Klischees werden zu allen Seiten bedient und obwohl ich Sarkasmus und Ironie sehr mag, konnte ich mich nur wenig amüsieren. Es liest sich nebenbei gut weg, es ist nicht schlecht, aber auch nicht mehr.