Eine kurze Zeit lang kam man um Romy Fölck und ihr Buch „Totenweg“ nicht herum. Hier hat der Verlag eine riesige Werbemaßnahme laufen lassen, in Zeitschriften fand man Empfehlungen und auf der Leipziger Buchmesse war die Autorin die ganze Zeit anwesend. Viel Aufwand für einen Kriminalroman. Klar, dass ich mich gefragt habe, ob es wirklich so ein besonderes Romandebüt ist und es mich von den Socken hauen wird. Eines kann ich verraten: es ist gut, aber so besonders, wie man nach all der Werbung erwarten würde, nicht.
Totenweg ist der Auftakt einer Reihe von Deichkrimis. Der Schauplatz in der Elbmarsch ist gut gewählt und beschrieben, man hat im ganzen Buch das Gefühl, dort zu sein und ich persönlich mag Schauplätze wie diese. Zwei Hauptfiguren bilden die Grundlage für die Kriminalromanreihe: Frida Paulsen, eine junge Polizistin und Studentin an der Polizeiakademie und dem gegenüber der alte Haudegen Kriminalhauptkommisar Bjarne Haverkorn, dem seine alten ungelösten Fälle keine Ruhe lassen. Genau aus so einem alten Fall kennen die beiden sich: Als 13-jährige war Frida Paulsen Zeugin am Mord an ihrer besten Freundin und Bjarne Haverkorn der Ermittler, der sie verhörte.
18 Jahre später geschieht erneut ein Verbrechen in dem Dorf und Frida kehrt auf den Apfelhof ihrer Eltern zurück. Ihr Vater wird niedergeschlagen und liegt im Koma, sie muss ihrer Mutter beim Führen des Hofes helfen und bekommt Einblicke in die Probleme der Bewirtschaftung des Hofes, die ihr vorher so nicht bewußt waren. In dieser Situation trifft sie wieder auf Bjarne Haverkorn, der in diesem Fall (und weiteren Morden) ermittelt.
Anfangs wird das Verhältnis beider von dem damaligen Ereignis sehr geprägt. Frida ist wieder das kleine Mädchen, das nicht über das Beobachte sprechen will und Bjarne für sie „der böse Polizist“. Erst im Laufe des Buches raufen sich die beiden zusammen und teilen ihre Ermittlungsergebnisse.
Den Roman habe ich sehr schnell gelesen, da die Spannung sehr gut aufgebaut ist. Es gelingt Romy Fölck, den Leser auf erfolgreich auf falsche Spuren zu schicken. Ich war sehr lange von einem ganz anderen Schuldigen überzeugt und wollte immer Frida Paulsen wachrütteln 😉 Das Lokalkolorit ist sehr gut beschrieben, man fühlt sich direkt auf die Apfelhöfe versetzt. Die vorherrschende Stimmung ist zwar düster, aber so darf das in einem Kriminalroman sein. Es gibt eine Reihe von Wendungen und Überraschungen, die einem als Leser immer am Ball halten. Der alte Fall und die Verbindung zum neuen wird gut aufgelöst, allerdings fand ich die komplette Auflösung am Ende etwas verschenkt. Hier hätte der Showdown etwas ausführlicher und direkter sein können. Das Buch ist recht gehypt worden, sicherlich nicht zu Unrecht, man darf aber nichts anderes als einen spannenden Deichkrimi erwarten. Lesenswert auf jeden Fall mit ganz kleinen Schwächen. Ich freue mich auf weitere Romane mit den beiden Hauptfiguren.