Stefanie Kaspers Roman „Das verlorene Dorf“ hat mich von der Kurzzusammenfassung neugierig gemacht. Angelehnt an ein reales Dorf im Ostallgäu im Jahre 1844 entspinnt sie eine mysteriöse, düstere und spannende Geschichte um das junge Waisenmädchen Rosalie. Diese verliebt sich in den Bauern Romar, der genauso wie sie, ein Außenseiter ist. Er kommt aus dem Dorf Haberatshofen. Über dieses Dorf gibt es nur Gerüchte, niemand weiß etwas genaues und niemand geht dort hin. Rosalie folgt ihrer Liebe und erlebt das erste Mal, wie es ist, nicht ausgestoßen zu sein und zur Gemeinschaft zu gehören. Das der Schein nur trügt und hinter der Fassade eine grausame Geschichte abläuft, erfährt sie nur nach und nach. Lange ist sie blind vor Liebe und als Leser möchte man sie wach rütteln.
Stefanie Kasper verbindet reale Elemente – wie das verborgen im Wald liegende Dorf – mit fiktiven und mysteriösen Elementen. Entstanden ist ein Roman mit einer etwas vorhersehbarer Geschichte und Ende, aber durchaus lesenswert. Mit der Hauptfigur Rosalie und ihrem Bauern Romar kann man mitfühlen und mitfiebern. Die Abscheulichkeit, die hinter all den Geschehnissen und Toten im Dorf steckt, lässt einen erschaudern und ist durchaus gruselig. Die Gegend, der Wald und das Dorf werden anschaulich beschrieben und versetzen den Leser in das 19. Jahrhundert mit all seinem Aberglauben und Gottesfrömmigkeit zurück.
Insgesamt ein unterhaltsames, spannendes und lesenwertes Buch, man sollte nur nicht unbedingt ein sehr überraschendes Ende erwarten.